Samstag, 19. April 2014

Die 3. Lebenswoche: Ratschläge

Schritt für Schritt haben wir unseren gemeinsamen Alltag gemeistert. Die Nachtstunden sind für verwöhnte Schläfer sicherlich recht hart, wenn man alle 3h aufstehen und dann eine längere Zeit stillen muss.
Trotz allem scheint die kleine Prinzessin kein Schreibaby zu sein und lässt sich schnell beruhigen.

Da wir ja mittlerweile einige Tage zu Hause sind, ist jetzt das eingetreten, wovor ich mich schon gefürchtet habe: Jeder gibt dir als junge Mutter gutgemeinte Ratschläge! Ungefragt und unsensibel wenn es sein muss^^

Gerade ältere Menschen erdreisten sich dann oft die Erziehung und Handhabung von jungen Müttern gemeinhin als falsch hinzustellen. Das Baby wird angeblich verwöhnt, verzogen und dadurch später kaum erziehbar.
Solche Asbach-Uralt-Weisheiten gehen mir jetzt seit 2-3 Wochen schon tierisch auf den Sack. Deutlicher kann man es nicht sagen, weil ich mich manchmal frage, warum andere Leute denken, sie könnten mir vorschreiben, wie ich mein Kind erziehe! Abgesehen von der Tatsache, dass es niemanden außer uns (die kleine Familie) etwas angeht, finde ich solche Kommentare einfach nur dumm.

Wie kann man ein Baby zu sehr verwöhnen, wenn es doch hilflos und absolut schutzbedürftigt ist ??



Ein Neugeborenes erlebt bei der Geburt einen Radikalschlag. Die gewohnte Umgebung, die Töne, das Rauschen der Blutbahn, Gluckern der Därme, die Bewegung und Nähe zur Mutter: Alles ist auf einmal weg und anders. Ein Baby braucht daher die Nähe und Wärme der Mutter und nicht ein absolut stilles und einsames Kinderzimmer.
  • Es beruhigt sich sofort, wenn man es auf den Oberkörper legt, weil es wieder den vertrauten Herzschlag hört.
  • Es schläft schneller ein, wenn es nur direkt neben der Mutter liegt und sie riechen kann.
  • Es hört auf zu schreien, wenn man es mit vertrauter Stimme anspricht oder singt.
Ein Baby hat die gleichen Grundbedürfnisse wie im Mutterleib und weil es sich nicht artikulieren kann, muss es schreien. Nach einer Weile - wenn niemand kommt - fängt es auch an zu weinen, weil es sich einsam und hilflos fühlt. Hilflos, weil es Hunger hat, zu kalt/zu warm ist oder die Windel voll ist. 



"Gutgemeinte" Ratschläge von Bekannten und Freunden laufen im Prinzip immer in die gleiche Richtung und sicherlich kennt jede junge Mutter das Problem


1. Wenn man sofort zum schreienden Kind hinrennt, wird es verzogen.
2. Wenn man das Baby im Elternbett schlafen lässt, schläft es später nirgendwo anders mehr
3. Wenn man das Baby überall ablegt (Bsp. stillen), wird es verwöhnt.
4. Wenn man zuviel Bücher liest (Hebammentipps), verblödet man..
usw.

Der offensichtliche Irrsinn dahinter ist leider für die Ratgeber nicht so offensichtlich....

Nachdem ich diese Woche jemanden am Telefon abwimmeln musste, der sich nicht so schnell verabschieden wollte, schrie die kleine Prinzessin schon 2 Minuten und als ich endlich am Babybett stand, hatte sie sich schon in einen Weinkrampf gesteigert. Ich konnte sie zwar erstmal beruhigen, aber noch 20 Minuten später (beim Stillen) schniefte sie zwischendurch ganz traurig. Immer und immer wieder.
Sie hatte großen Hunger und war es nicht gewohnt, so lange ohne Rückmeldung warten zu müssen.
Die neue Erfahrung, dass ihr Grundbedürfnis nicht erhört wurde, hatte sie so verzweifelt weinen lassen, dass es mir richtig leid tat, sie so zu sehen.

Der Kommentar meiner Nachbarin dazu war natürlich auch wieder grandios: Die Babies müssen mal richtig schreien, das stärkt die Lungen!  Von den ausgeschütteten Stresshormen mal ganz abgesehen, ist das lange schreien lassen psychologisch gesehen auch ein Unding. Warum, dass ein Märchen ist, kann man hier lesen.

Weitere populistische Halbwahrheiten gibt es hier von einem kompetenten Kinderarzt mal erklärt. Vielleicht sollte ich es mal meiner Nachbarin schenken...



SELBSTVERSUCH:
Wie würde ich mich fühlen, wenn ich Hilfe bräuchte und niemand kommt (weil Schreien ja die Lungen stärkt^^)...

" Fangen Sie jetzt an zu brüllen. Und zwar aus voller Kehle. Es muss sich genauso anhören wie Ihr Kind nachdem Sie drei Minuten nicht auf sein lautes Weinen und Schreien reagiert haben. Steigern Sie sich noch, legen Sie Panik in Ihre Stimme und geben Sie alles. Jetzt kommen noch die Bewegungen hinzu. Wenn Ihr Kind noch nicht aufstehen kann, legen Sie sich auf den Boden und zappeln mit Armen und Beinen. Machen Sie sich so lang wie möglich. Wenn Sie nach fünf Minuten, bitte schauen Sie auf die Uhr, noch nicht schweißgebadet sind, machen Sie etwas falsch. Jetzt brechen Sie bloß nicht ab! Sonst war alles umsonst. Schreien Sie weiter bis Sie einschlafen. Ich hoffe, Sie haben Umziehklamotten dabei, falls Sie sich erbrechen. Dann ziehen Sie sich schnell und emotionslos um und schreien danach weiter bis Sie einschlafen. Trinken und Essen Sie zwischendurch auf keinen Fall sonst gewöhnen Sie sich noch an nächtliche Mahlzeiten. Wenn Sie endlich eingeschlafen sind, ist es gut. Sobald Sie aber wieder aufwachen, müssen Sie weiter schreien, bis Sie wiederholt einschlafen. 

So verbringen Sie die ganze Nacht. Am nächsten Tag ist es enorm wichtig, dass Sie trotzdem zur gewohnten Uhrzeit aufstehen, damit Sie nicht den verpassten Nachtschlaf am Tag nachholen. Sonst schreien Sie in der nächsten Nacht wieder so lange, weil Sie nicht müde genug sind. Die nächsten drei Nächte werden nämlich nach dem gleichen Schema ablaufen. Sie müssen schreien und zappeln, bis sie vor Erschöpfung einschlafen. Nach drei Nächten ist gut. Die meisten Babys haben nach diesem Zeitraum nämlich die Nase voll und geben auf. Sie sicher auch. Spätestens. Wenn Sie durchgehalten haben, bekommen Sie den Durchschlaf-Trainer-Schein und erhalten somit die Berechtigung mit Ihrem Baby ein solches Trainingsprogramm durchzuführen. Wenn Sie das dann noch wollen. Und natürlich, wenn Sie nicht in der Klapse gelandet sind. Wenn doch, beschweren Sie sich nicht bei mir. Meine Idee war das schließlich nicht. Seien Sie eher froh. In der Klapse bekommen Sie nämlich die Möglichkeit zu weiteren Selbstversuchen. Wenn Sie Glück haben, sperrt man Sie in eine Gummizelle oder fixiert Sie im Bett. Das wäre dann sozusagen Selbsterfahrung in Reinform. Schließlich können Sie sich jetzt, anders als beim ersten Versuch, wirklich nicht selbst befreien. Nutzen Sie Ihre Chance und schreien Sie was das Zeug hält. Wenn Sie sich etwas Mühe geben, können Sie originalgetreue Versuchsbedingungen erzeugen. Wenn Sie nur genug schreien, wird man sicher auch alle zehn Minuten nach Ihnen schauen. Mal sehen, ob Sie sich dadurch nicht so verlassen fühlen. Schreien Sie, bis Sie vor Erschöpfung einschlafen. Und nur keine Hemmungen. Wenn Sie sich erbrechen, findet sich sicher jemand, der Sie emotionslos aus dem Bett holt und Sie umzieht...."

Weiterlesen in: Besucherritze- Ein ungewöhnliches Schlaf- Lern- Buch. Jetzt im Handel!  Link

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Sag was, ich beiße nicht ;-)